Nachhaltigkeit im Einkauf umsetzen

Nachhaltigkeit ist DAS Gebot zukunftsweisenden Wirtschaftens. Einkaufsorganisationen, die sich werteorientiert ausrichten, sichern die Wettbewerbsfähigkeit von Unternehmen. Doch hierfür braucht es klare Strukturen.
Was kaum jemand weiß: Das moderne Prinzip der Nachhaltigkeit hat seine Ursprünge bereits im frühen 18. Jahrhundert. 1713, das heißt vor mehr als 300 Jahren, wurde der Begriff „nachhaltende Nutzung“ in dem für Forstwirtschaft und Kameralistik grundlegenden Werk „Sylvicultura oeconomica oder Hauswirtliche Nachricht und Naturgemäße Anweisung zur Wilden Baumzucht“ durch Carl von Carlowitz erstmals eingeführt.

Prinzip der Nachhaltigkeit: Vorbild Forstwirtschaft

Von Carlowitz forderte eine „nachhaltende“ Waldbewirtschaftung, bei der nicht mehr Holz geerntet wird, als nachwächst. Er fasste die Ziele nachhaltiger Forstpolitik so zusammen: „Die Ökonomie hat der Wohlfahrt des Gemeinwesens zu dienen. Sie ist zu einem schonenden Umgang mit der gütigen Natur verpflichtet und an die Verantwortung für künftige Generationen gebunden.“ Worte, an die sich die deutsche Forstwirtschaft bis heute konsequent hält. Ansonsten geriet der Ansatz in Vergessenheit. Wie sonst lässt es sich erklären, dass wir etwa vom extrem langsam nachwachsenden Rohstoff Rohöl weltweit täglich bis zu 16.000.000.000 Liter verbrauchen. Für ein Umdenken haben erst die dramatischen Folgen für das Klima gesorgt.

Schüsselfunktion Einkauf

Heute ist Nachhaltigkeit aus der gesellschaftlichen Debatte nicht mehr wegzudenken. Für die Umsetzung nachhaltiger Ziele in Unternehmen kommt dem Einkauf mit seiner Verantwortung für die Lieferkette eine Schüsselrolle zu. Die nachhaltige Güterbeschaffung ist jedoch noch nicht bei allen Unternehmen im Fokus. Teilweise ist dies einer gewissen Hilflosigkeit geschuldet, denn Nachhaltigkeit im Einkauf betrifft sehr viele Handlungsfelder. Zu den Forderungen von Gesellschaft, Investoren und Politik kommt außerdem der „War for Talents“, der in den nächsten Jahren neue Ausmaße annehmen wird. Einen Einkauf zu formen, der den Werten und Visionen der Arbeitnehmer von morgen entspricht, ist auch auf diesem Weg ein wichtiger Meilenstein.

Welche ersten Schritte sind sinnvoll?

Die Ziele der Agenda 2030 für nachhaltige Entwicklung sehen maßgebliche Änderungen in der Art des Wirtschaftens vor. Gesetzliche Regelungen für die Verantwortung von Unternehmen für ihre Supply Chain sind in ersten EU-Staaten realisiert. Die Nachweispflicht für Konfliktrohstoffe, die Verpflichtung zur nichtfinanziellen Berichterstattung oder das aktuelle EU-Kreislaufwirtschaftspaket erhöhen die Dringlichkeit weiter. Dennoch ist es schwer die ersten Schritte einzuleiten und viele Unternehmen halten große Investitionen zurück, da sie andere Problemstellen als akuter einschätzen.
Transparenz über Fertigungsmethoden, Rohstoffverschwendung und Lieferketten sind nur ein kleiner Teil dessen, was unter Nachhaltigkeit verstanden wird. Zwei Ansätze, die dem Begriff etwas mehr, wenn auch keine völlig klare, Form verschaffen, sind

  • die Einteilung in soziale, ökonomische und ökologische Nachhaltigkeit sowie
  • die 17 Ziele der Agenda 2030 für nachhaltige Entwicklung.

Was der Einkauf braucht

Damit Investitionen unter dem Titel Nachhaltigkeit im Einkauf die gewünschten Ergebnisse erzielen, bedürfen die Veränderungen der nächsten Jahre klarer Strukturen. Ob soziale Standards in der Lieferkette, der interne Verbrauch von Ressourcen oder die Nutzung sauberer Energie im Vordergrund steht, sollte stets die erste Frage sein, bevor Projekte für eine nachhaltige Zukunft eingeleitet werden. Gemeinsam Transparenz und Struktur für einen nachhaltigen Einkauf zu erarbeiten, ist das Ziel der Partnerschaft von amc mit dem Jaro Institut e.V. Aus dieser Partnerschaft entstehen kontinuierlich Ideen und Konzepte, über die wir hier in den kommende Wochen und Monaten berichten werden.